Frau im Lotussitz

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Tantra Yoga - Bedeutung und Ursprung

Erste Tantra-Aufzeichnungen werden dem 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. zugeschrieben und fanden ihre Blüte im 8. Jahrhundert n. Chr. Die ersten Lehrenden (Gurus) waren weiblich. Tantra war von Anfang an eine Lehre, die nicht an eine Kaste, Geschlecht, Gesellschaftsstand o.ä. geknüpft war – der wichtigste Vertreter, dessen Schriften auch heute noch als Grundlage dienen, war Abhinavagupta. Allerdings sind durch die islamische Invasion ca. 1200 n. Chr. viele Aufzeichnungen verloren gegangen.

Tantra ist eine philosophische und spirituelle Lehre, die heute noch praktiziert wird. Ziel ist die Befreiung und das “Zurücklassen” des Körpers während der Lebenszeit – nicht erst durch den Sterbeprozess. Warum sollte ich aber meinen Körper “zurücklassen”? Ich wohne in ihm und brauche ihn! Warum sollte ich auf meinen Körper nicht achten?

Im Gegenteil: wir sollen auf Körper und Geist achten! Aber: im Laufe des Lebens wird Körper und Geist schwach. Das Leben ist mit Leid verbunden (sagt Buddha), sowohl mit körperlichem Leid, als auch mit geistigem/psychischem Leid. Der Tod ist unausweichlich, also erscheint es als sinnvoller, sich darüber im Klaren zu werden und ein gutes Leben zu leben anstatt sich ständig nur zu Beschweren. Es ist die Wahrnehmung der Dankbarkeit für das Leben, auch wenn wir schmerzhafte Erfahrungen (im Innere und im Äußeren) machen.

Welche Praktiken gibt es? Spezielle Asanas (Yoga-Übungen), Pranayamas (Atemübungen), Mudras (Handgesten), Bandhas (Energieverschlüsse im Körper wie z.B. der Beckenboden) und jede Art der Chakren-Bearbeitung (wenn Dein Yoga die Arbeit mit Chakren verbindet, praktizierst Du bereits Tantra). Und Meditation, Meditation, Meditation. Denn die wahren Antworten auf unsere Fragen finden wir nur in uns selbst.

Das Thema Tantra wird jedoch in der Öffentlichkeit manchmal mit einem falschen Bild betrachtet, da bestimmte Praktiken missbräuchlich verwendet und weitergegeben wurden. Außerdem werden die Praktiken des Tantra und des klassischen Yoga heutzutage weitgehend vermischt obwohl in beiden Philosophiesystemen klar darauf hingewiesen wurde, dass jedes für sich eine vollständige Lehre mit dazugehörigen Praktiken ist. 

Das klassische Philosophiesystem des Yoga zeigt den Weg zur Erleuchtung und zu Gott – oftmals mit Hilfe von Rückzug aus der Welt und Askese. Tantra besagt, dass Du schon ein Teil von Gott bist und somit ist jede Erfahrung die Du im Leben machst eine Chance, aus der Illusion der Welt zu erwachen. Tantra ist ein Weg INS Leben hinein.

 

Es gibt 3 Arten des Tantra:

  • Weißes Tantra (wichtigster und heilsamer Weg) – hier geht es vor allem um die Reinigung des Geistes, Selbsterkenntnis und um das Beruhigen psychologischer “Störprogramme”.
  • Rotes Tantra – mittels sexueller Tantraübungen werden die Chakren aktiviert und die menschliche Lebensenergie erhöht. Dies ist ein heiliger Akt zwischen 2 Menschen voller Achtsamkeit, Respekt und Wertschätzung. Leider sehen das nicht alle so.
  • Schwarzes Tantra – dieser Teil des Tantra ist der schwarzen Magie zugeteilt und es werden Praktiken zur Manipulation und Kontrolle von Menschen eingesetzt.

 

Neben den 3 verschiedenen Arten von Tantra gibt es auch Strömungen, in denen verschiedene Gottheiten verehrt werden. Die historisch wichtigste Strömung ist der Kaschmir Shivaismus (Verehrung von Gott Shiva).